Gläserne Produktion

Und kaum dass ein Kalb geboren ist, bekommt es nicht nur zwei Ohrmarken und ein Halsband. Sondern im Büro um die Ecke erstellt eine freundliche Mitarbeiterin am Computer einen Rinderpass. Darin sind die Abstammung, Geschlecht, Geburtsdatum sowie eine Identitätsnummer gespeichert. Die Daten werden zu einer Zentraldatenbank nach München gesendet. Spätestens 24 Stunden nach der Geburt. "HIT" nennt sich das Programm, und die drei Buchstaben stehen für Herkunftssicherungs- und Informationssystem.

"Hier kann kein Tier verlorengehen oder plötzlich irgendwie auftauchen", sichert Betriebschef Gerischer zu. Nein seine Produktion ist sicher, auch weil er bis auf Soja ausschließlich Futter einsetzt, das auf den Feldern des Betriebes wächst. "Wir haben nie, wirklich niemals Tiermehl gefüttert", schwört er fast.

Zweite Station: Schlachterei. Mastrinder gelangen nicht in irgendeinen, sondern in dem zum Betrieb gehörenden Schlachthof in Crimmitschau. Im Raum hängen die Hälften eines am Morgen geschlachteten Bullen, der 14 Monate alt war und etwa 700 Kilogramm wog. "Je jünger die Tiere bei der Schlachtung sind, desto sicherer kann man gehen, dass keine BSE-Erreger drin sind" sagt Schlachthauschef Joachim Lorenz. Bisher seien die Prionen nur bei Tieren nachgewiesen worden, die 30 Monate und älter sind. Die Sicherheitsstrategie des Betriebes könnte man so formulieren: Jung schlachten heißt sicher schlachten.

Tierarzt Klaus Pezold sieht sich jetzt den Bullenkopf an. Er kontrolliert, ob das Tier frei von Bandwurmfinnen und anderen möglichen Kranheitserregern ist. Er überprüft zudem, ob der Bulle ordnungsgemäß geschlachtet wurde. Der Kopf muß das Hirn noch einschließen. Augen dürfen nicht entfernt worden sein. Einzig die Zunge war bislang noch zu verwenden, alles andere am Kopf zählt zum Risikomaterial. Das landet in einer knallroten Tonne, wo bereits das sauber herausgetrennte Rückenmark und der Darm liegen.

Diese Teile müssen auf bestimmte Art entsorgt werden: Sie werden saphirblau gefärbt, so dass sie als Abfall erkennbar und nicht mehr verwendbar sind. Die Tierkörperbeseitigungsanstalt stellt daraus blaues Tiermehl her, das zu nichts eingesetzt, sondern verfeuert wird.